Licht, Leuchte oder Lampe?

Licht, Leuchte oder Lampe?

(gekürzter Auszug aus dem Buch „Jeder Mensch hat das Recht auf gutes Licht“ von Frank Nowicki)

Das größte Missverständnis im Alltag

Es gibt Missverständnisse und Irrtümer, die wir einfach nicht loswerden. In meinem Alltag kämpfe ich besonders mit einem Missverständnis – Licht, Leuchte und Lampe werden gleichgesetzt. Eigentlich ist die Unterscheidung ziemlich einfach: Die Leuchte ist das Gerät, die Decken-, Steh- oder Pendelleuchte. Die Lampe ist ein Leuchtmittel wie die Glühlampe oder LED. Und das Licht? Da fangen die Probleme an! Zu oft setzt man Leuchte und Licht in eins. Dabei suchen viele Menschen Licht für ihre Räume und eben keine Leuchte.


Licht wirkt am besten, wenn es nicht bewusst wird

Die Sonne als älteste Lichtquelle der Welt steht immer an unserem Wahrnehmungshorizont. Kein Wunder also, dass viele Menschen statt nach Helligkeit nur nach Leuchten fragen. Instinktiv suchen auch sie nach einem Lichtkonzept, das ihren Ansprüchen genügt. Aber verkauft bekommen sie, wie gesagt, ein leuchtendes Möbel. Dabei ist es doch nicht das Licht, das leuchtet, sondern all die Gegenstände auf die es trifft.

Denn die Leuchte ist und bleibt ein Möbel. Natürlich spendet sie Licht und kann ganze Räume illuminieren, aber ihr Job ist in erster Linie, ein Akzent zu setzen und Akzent zu sein. Licht ist nicht gleich Lichtquelle, auch wenn das häufig so scheint. Für Licht brauchen wir keinen sichtbaren Ursprung, das ist ja auch beim Tageslicht so. Für Kunstlicht zählt die Faustregel: Es wirkt dann am besten, wenn es nicht bewusst wird.


Das beste Licht durch ganzheitliche Betrachtung

Die beste Wirkung erhält der, der Licht ganzheitlich betrachtet, plant und auf den Raum und seine Bedürfnisse abstimmt. Wer nicht die eigenen Ansprüche im Blick hat, kann einfach nicht das richtige Modell auswählen. Zu häufig bräuchten wir erst einen Referenzrahmen, um bestimmten zu können, was wir suchen. Und häufig greifen wir dann doch nach dem schönsten Objekt und nicht nach der Lösung unseres Beleuchtungsproblems.

Wer Licht braucht, kauft sich eine Leuchte – das wird sich so schnell nicht ändern und ist auch verständlich. Im professionellen Bau ist man sich über dieses Missverständnis häufiger bewusst als in Privathaushalten. Hand aufs Herz: Wir gehen ins Lichtstudio oder in den Baumarkt und wählen eine Leuchte nach ihrem Design aus. Die ungefähren Produktdaten nehmen wir natürlich zur Kenntnis. Aber viele Menschen verzichten sogar auf die notwendige Leistung, richtige Farbtemperatur, Abstrahlcharakteristik und, und, und – nur um eine bestimmte Leuchte an der Decke hängen zu haben. Wer berücksichtigt die Oberflächentönung im Zimmer? Wer fragt danach, zu welchen Tageszeiten der Raum hauptsächlich genutzt wird und welches Licht zu diesen körperlichen Ansprüchen passt? Wir sollten nicht nach einem bestimmten Leuchtendesign fragen, sondern nach Lichtdesign.


Faustregel: Die Leuchte kommt zuletzt

Viele meiner Kunden sind überrascht, wenn ich Ihnen sage: Erst wenn wir genug Licht im Raum haben und wir ihn mit dem versorgt haben, was er wirklich braucht, dann machen wir uns Gedanken um das Leuchtmöbel. Ich arbeite am liebsten mit raumneutraler Beleuchtung, die den Raum erhellt, ohne ihn zu gestalten. Ihre Wirkung liegt in der Funktion und darin, dass sie sich zurückhält. Dann haben wir die Grundlage und Freiheit geschaffen, uns Design, Geschmacksakzente und das Schöne im Raum zu konzentrieren.

Ein immer wiederkehrender Effekt ist dabei der: Wer gutes Licht hat und das erst Mal in seinen eigenen vier Wänden wahrnimmt, der will zuletzt gar keine Leuchte mehr an der Decke oder gerade dieses eine besondere Stück. Der Raum leuchtet aus sich heraus. Schönheit und Brillanz, die aus sich selbst heraus strahlt und nicht von Accessoires herrührt. Ist das nicht wünschenswert?

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